Pastoralkolleg – Papst Tawadros II

Neben der prächtigen Markus-Kathedrale ist der Sitz des koptischen Papstes, davor mehr Sicherheitskontrollen als beim Scheich zwei Tage zuvor. Offizieller Titel ist „Papst von Alexandria und 118. Patriarch auf dem Sitz des St. Markus“. Nach koptischer Überlieferung hatte Markus schon im ersten Jh. die ägyptische-koptische Kirche gegründet. Seit Mitte des 3. Jh., also schon 100 Jahre vor der römischen Kirche, hatte die Koptische Kirche in Ägypten einen Papst. Durch die Schwestern der Daughters of Saitnt Mary (DSM) bekamen wir die außergewöhnliche Einladung zum Gespräch. Papst Tawadros berichtet vom ägyptischen Rat der Kirchen, der 15 Mio. Christen unter 85 Mio. Muslimen vertritt. Größtes Problem des Landes sei das Bevölkerungswachstum von über 2 Mio. Menschen pro Jahr. Und die leben auf nur 8% des Landes, 92% sind wüst und leer. Die wichtigste Herausforderung sei deshalb Bildung und Gesundheitsvorsorge. Die Erziehung liege zu 70% in staatlicher Hand, wo oftmals 60-80 Schüler in einer Klasse unterrichtet werden. Die Kirche sehe in der Bildung ebenfalls eine der wichtigsten Aufgaben. Erstaunlich, dass dieser Papst neben die sprituelle Aufgabe der Kirche („Vorbereitung der Glaubenden auf das Reich Gottes“) die soziale als gleich wichtig daneben stellt, nämlich der Gesellschaft zu dienen, z.B. im Erziehungs- und Gesundheitswesen.

Die Situation für die Christen in Ägypten sei völlig anders, als in allen anderen arabischen Staaten. Nach der Zerstörung von mehr als 100 Kirchen 2013 durch radikale Muslime habe sich viel getan, nicht zuletzt durch die Regierung unter Präsident Al Sisi, der „Präsident für alle Ägypter“ sein will. Viele der zerstörten Kirchen wurden mit staatlichen Geldern wiedererrichtet. In der neuen Verfassung steht ein besonderer Absatz für die Christen in der Bevölkerung. „Ägypten ist besonders gesegnet durch den Besuch der Heiligen Familie,“ sagt der Papst, „die Füße Jesu waren zuerst in unserem Land, Ägypten war der erste Zeuge Jesu Christi in der Welt.“

Auf die Frage, was der Papst den europäischen Christen empfiehlt aus Sicht einer Kirche, die sich seit Jahrhunderten in einer Minderheitssituation vorfindet, antwortet er: Haltet euch an eure christlichen Regeln! Benutzt die Bibel und redet davon!“ Und dann macht er noch eine Sonntagsschuleinheit mit uns. Ob wir wüssten, wofür die fünf Buchstaben BIBLE stehen? „It means: Basic Information Before Leaving Earth“.

Zuletzt verabschieden wir uns überaus herzlich von den Schwestern Damiana und Maria – „Vielleicht sehen wir uns demnächst in Deutschland wieder?“

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