Wer sind die Kopten?

Die Kopten sind Ägypter

So besagt auch ihr Name zunächst nichts anderes als Ägypter und ist eine abgewandelte Form des griechischen Wortes aigyptios. Schon das ist allerdings von großer Bedeutung, denn die Kopten stehen nicht nur dem Namen nach, sondern auch kulturell und von ihrer Abstammung her in der Nachfolge des alten Ägypten.

Im koptischen Christentum leben Elemente der pharaonischen Kultur fort. Natürlich haben die bekehrten Ägypter seinerzeit die Inhalte der alten heidnischen Religionen leidenschaftlich bekämpft, aber die kulturellen Ausdrucksmittel ihres Volkes haben sie doch aufgegriffen. So bewahren sie bis heute in der Kunst, im Kalender, in der Musik, in der Sprache und in anderen Bereichen des Lebens Traditionen, deren Entstehung weit in die Jahrtausende vor Christus hineinragt.

Kultur und Abstammung der Kopten

Gründer der koptischen Kirche

Bald nach dem Tode und der Auferstehung Christi begannen die Apostel und Jünger auf langen Reisen in aller Welt ihren Glauben zu verkünden. Die Kopten verehren den Evangelisten und Apostel Markus als Gründer ihrer Kirche. Und ihr heutiges Oberhaupt, Seine Heiligkeit Tawadros II., ist der 118. Papst auf dem Apostolischen Stuhl von Alexandria und Ägypten.

In den ersten eineinhalb Jahrhunderten sind die Quellen zur koptischen Kirchengeschichte spärlich. Am Ende des zweiten Jahrhunderts aber tritt die Kirche Ägyptens mit einer solchen Wucht in das Licht der Geschichtsschreibung, daß es ohne Zweifel schon lange vorher zahlreiche Christen und ausgereifte kirchliche Strukturen gegeben haben muß.

Geschichte der Kopten

Bildung

Die Hochschule von Alexandrien war die erste Einrichtung ihrer Art. Ihre Lehrer standen voll auf der Höhe der philosophischen Bildung ihrer Zeit; sie wandten sich an die heidnische Öffentlichkeit, um den christlichen Glauben einem gebildeten Publikum nahezubringen. Alexandrien wurde zum Zentrum der Theologie in der Alten Kirche.

Verfolgung

Die Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian war ein tiefer Einschnitt in die Entfaltung der koptischen Kirche. Bis heute zählen sie ihren Kalender nach dem Jahr 284, dem Amtsantritt Diokletians, ihres größten Widersachers auf dem Kaiserthron: Wir schreiben daher heute das Jahr 1714 im Zeitalter der Märtyrer.

Theologie

Nachdem das Christentum unter Kaiser Konstantin (312-337) erlaubt wurde, entspannte sich die Lage auch in Ägypten. Ohne den Druck der Verfolgung konnte sich das kirchliche Leben frei entfalten und zur Blüte gelangen. Der Kopf war nun frei, um dringliche theologische Fragen zu beantworten. Die alexandrinische Theologie hat auf die Formulierungen der Konzilien, d. h. vor allem auf das Große Glaubensbekenntnis, das bis heute allen Christen gemeinsam ist, starken Einfluß gehabt.

Das Mönchtum

Schon vor der Konstantinischen Wende kam eine Bewegung auf, die nun, als die Kirche plötzlich im öffentlichen und politischen Rampenlicht stand und zu verweltlichen drohte, einen enormen Zulauf erhielt: das Mönchtum. Die drei großen Väter des ägyptischen Mönchtums: Antonios, Pachomios und Schenute prägten in besonderem Maße diese neue Lebensform, um auch in der veränderten Welt eine radikale Nachfolge Christi leben zu können. (4./5. Jh.)

Die weltberühmten Wüstenklöster Ägyptens geben noch heute ein beeindruckendes Zeugnis von der großen spirituellen Kraft, die von ihnen ausstrahlte.

Theologischer Konflikt

Auch die Zeit als Ägypten unter christlicher Herrschaft stand, war für die Kopten keine Epoche der Sorglosigkeit. Denn die Führung in Byzanz sah in Ägypten oft nur die nützliche Kornkammer des Reiches und ihr Regiment war streng. Langsam luden sich politische und soziale Spannungen auf zwischen Byzanz und Ägypten, die sich dann an einer theologischen Frage entzündeten:

Wenn Jesus Christus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich ist, wie verhalten sich diese Wesenszüge zueinander? Die Formel des Konzils von Chalkedon (451) lehnten die Ägypter als Neuerung ab. Sie beharrten auf dem Wortlaut des großen alexandrinischen Theologen und Patriarchen Kyrillos, der von der ,,einen Natur des menschgewordenen Wortes Gottes“ sprach.

So gilt dieses Konzil als Datum der Spaltung zwischen der Orthodoxen Kirche von Konstantinopel und den orientalisch-orthodoxen Kirchen von Ägypten, Syrien, Armenien und Äthiopien.

Eine Kommission der beiden Konfessionen, die 1989 und 1990 tagte, einigte sich aber auf eine Formulierung, in der alle ihren Glauben ausgedrückt fanden. Sie hoffen, daß mit dem Beistand des Heiligen Geistes bald die Trennung überwunden und die volle kirchliche Gemeinschaft wiederhergestellt werden kann.

Die Wende

Ein folgenschwerer Einschnitt war die arabische Eroberung im 7. Jahrhundert. Seitdem leben die Kopten unter muslimischer Herrschaft. Ihr Bevölkerungsanteil ist ständig kleiner geworden (um 1000 noch die Hälfte, heute etwa zwischen 7 und 12%). Auch ihre Sprache haben sie mit der Zeit auf Arabisch umgestellt und benutzen ihr ehrwürdiges Koptisch (eine Spätform des alten Ägyptisch) nur noch im Gottesdienst. Trotz zum Teil heftiger Unterdrükkung haben sie an ihrem Glauben treu festgehalten und müssen dafür bis in die Gegenwart schwere Nachteile in Kauf nehmen.

Seit etwa dreißig Jahren erlebt die Koptische Kirche nun einen großartigen Aufschwung: Die fast verlassenen Klöster werden wiederbelebt, die Gemeinden blühen auf, die Pflege der eigenen Kultur wird intensiviert – eine umfassende Erneuerung greift um sich und mit der Hilfe Gottes schöpfen die Christen Ägyptens aus den reichen Schätzen ihrer Geschichte neue Kraft für die Herausforderungen der Zukunft.