Ein Wiedersehen in Ezbet el Nakhl

Mit der Metro fahren wir von Orabi bis Ezbet el Nakhl. Als wir dort aussteigen glauben wir unseren Augen nicht. Eine riesige Pracht-Moschee steht gegenüber dem Metro-Ausgang, Links daneben noch die Ursprungs-Moschee. Auch hier wird gebaut und modernisiert. Vor dem Ausgang wimmeln die Tuck-Tucks, der Müll stapelt sich am Straßenrand. Mit einem Kleinbus fahren wir in das Herz von Ezbet el Nakhl, zur Mahabba Schule.

Wir laufen eine schmale Straße entlang. Männer sind mit dem Eselskarren vorgefahren und laden Wertstoffe ab. Plastik-Recycling auf der linken Seite, Frauen und Kinder die mitarbeiten. Das große Tor der Mahabba Schule öffnet sich. Die Schülerinnen und Schüler der Primary-School erwarten uns. Sr. Demiana, die Schulleiterin, strahlt um die Wette mit ihren Schülerinnen und Schülern. Die vorgetragenen Lieder singt sie mit. Eine Schule mit 3.000 Kindern und vielen schweren Schicksalen. Ein Kind ist vor kurzem plöztlich verstorben. Ein Kind hat schwere Verbrennungen bei einem Spannungsübersprung erlitten. Wir sehen Fotos und treffen das Kind. Immer wieder ist Sr. Demiana damit konfrontiert, dass Kindern etwas Schreckliches passiert oder sie schwer erkranken und die Eltern nicht das Geld haben für die notwendigen Operationen zu bezahlen. Aber das ist für sie kein Problem, solange es Ärzte gibt, die dies im Umfeld von Ezbet el Nakhl behandeln können.

Fünf Minuten mit dem Auto sind es bis zum Salam Center. Uns erwartet eine Großbaustelle. Das alte Krankenhaus indem zuletzt die „Night School“ untergebracht war und ein Teilgebäude bis zur alten Einfahrt, ist abgerissen. Ein neues großes Gebäude ist im werden. Immer wieder steigt das Grundwasser. Aus diesem Grund wird bei dem neuen Gebäude, das einmal das Krankenhaus werden soll, eine ganze Etage als Stauraum und Autoabstellplatz konzipiert. Das Erdgeschoss und die erste Etage sind auch schon im Rohbau fertig. Fünf Etagen werden es bestimmt. Wir staunen, Sr. Maria hat alles im Griff, so eine große Baustelle und die ganzen anderen Projekte! Wir gehen in die Schneiderei. Hier werden junge Frauen ausgebildet, Schuluniformen für die Mahabba Schule geschneidert und Auftragsarbeiten erledigt. Auf dem Schneidertisch an der Wand schläft ein kleines Kind, unter dem Antlitz Jesu. In der „Leagel Clinic“ treffen wir eine Rechtsanwältin, die sich seit ihrer Pensionierung für Menschen in Ezbet el Nakhl einsetzt, die noch keine Identity-Card besitzen und somit auch keine Sozialleistungen beantragen können. Im Flur hängt das Mission-Statement des Konvents. In all dem „Wusel“ ist der Konvent der Schwestern ein Ruhepol. Hier essen wir zu Mittag und haben Zeit für Gespräche. Bevor wir das Salam Center verlassen, fällt unser Blick auf ein Fahrrad mit einer Ladefläche, auf der Pflanzen gelagert sind. Auf Nachfrage erklärt Sr. Maria, dass es eine Anregung für die Menschen aus der Umgebung ist, mehr anzupflanzen und das diese Pflanzen an Nachbarn verschenkt werden. Ein ägyptischer Beitrag gegen den Klimawandel!

„Seeds of Hope“ ist der Name der Einrichtung für behinderte Kinder. Sr. Mageda leite das Haus, indem die Kinder wohnen. Im Untergeschoss ist der Aufenthaltsraum, darüber die liebevoll eingerichteten Schlafräume der jungen Menschen. Im Salam Center gibt es einen Förder-Kindergarten für die kleinen Kinder und Werkstätten mit unterschiedlichen Angeboten, für die älteren Kinder. 60 Kinder und Jugendliche aus Ezbet el Nakhl werden hier unterrichtet und betreut. Nicht immer werden die Kinder auch wieder abgeholt und so sind es nun 35 Kinder, die bei Sr. Mageda leben. Aber manchmal dürfen sie auch für ein Wochenende oder ein paar Stunden nach Hause. Darauf freuen sich natürlich alle. Dr. Adel ist mit uns gefahren. Ein Junge klemmt sich an seine Seite und betrachtet meinen Fotoapparat ganz genau. Dr. Adel soll übersetzten. Das nächste Mal wenn ich komme, soll ich ihm so einen Fotoapparat mitbringen und dann beschreibt er genau, welche Funktionen er haben soll und dass er auch einen Akku haben soll. Einen Gurt zum umhängen soll ich aber nicht mitbringen, denn er würde den Fotoapparat lieber in eine Tasche tun. Bestellung aufgenommen!

Auf Wiedersehen!

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