Beni Suef: Besuch in der Dorfentwicklung

Sr. Amalia und Sr. Joanna kommen am Montagmorgen aus Beni Suef, um uns aus Kairo abzuholen. Nach einem köstlichen Mahl im Kindergarten von Sr. Amalia, das von Kindergarten-Eltern für uns vor bereitetet ist, machen wir einem kleinen Rundgang durch die Einrichtung. In den Montessori-Räumen bestaunen wir die überwiegend selbstgefertigten Lehrmaterialien, die turnusmäßig gewechselt werden, damit die Kinder immer wieder eine neue Herausforderung haben.

Am folgenden Tag fahren wir mit Sr. Joanna in ein Dorf bei Sidment. Dort bekommen wir die Gelegenheit mit ca. 25 Frauen aus dem Dorf ins Gespräch zu kommen. Seit unzähligen Generationen leiden Mädchen und Frauen unter der praktizierten Genitalverstümmelung. Sehr beeindruckt sind wir über die Offenheit und die Bereitschaft, über dieses sensible Thema zu sprechen. Wir treffen selbstbewusste Frauen, die sich bewusst gegen die Beschneidung ihrer Töchter entschieden haben. Eine Frau berichtet, dass ihre Tochter an diesem Tag Hochzeit feiert. Sie ist nicht beschnitten und dies wird auch von ihrem Mann akzeptiert. So wird die schmerzhafte Tradition in dieser Familie ein Ende finden. Dies ist ein ganz besonderer Erfolg der Arbeit von Sr. Joanna und ihren Mitarbeiterinnen.

Mit Freude nehmen wir wahr, dass auch die anderen Programme, die Frauen unterstützen und stark machen, Erfolg haben. Eine Frau zeigt uns ihre Hühner- und Entenzucht. Eine junge Witwe mit vier Töchtern präsentiert uns stolz ihren kleinen Laden im Eingangsflur eines Hauses, in dem sie selbst das untere Zimmer bewohnt. Eine Nähmaschine, ein Friseurstuhl und ein kleiner Laden mit Kleinwaren und selbstgemachter Flüssigseife nennt sie ihr Eigen. Mit strahlenden Augen berichtet sie, dass ihre Töchter gut in der Schule sind. Vor dem Tod ihres Mannes hatten sie noch gemeinsam beschlossen, ihre Mädchen nicht beschneiden zu lassen.

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